Hamburger Fans feiern Bob Dylans Tourauftakt

Von Dorit Koch, dpa Hamburg (dpa) - US-Musik-Legende Bob Dylan darf sich bei seinen Fans so ziemlich alles erlauben: Er kann nuscheln, manchmal etwas mürrisch sein und die Stimme krächzen lassen - seine Fans lieben den 60-Jährigen so, wie er ist.

Bob Dylan Zum Auftakt seiner Deutschland-Tour am Dienstagabend in Hamburg feierten rund 3500 Hamburger den Musiker mit stürmischem Beifall und ließen ihn erst nach mehreren Zugaben von der Bühne.

Zwei Stunden lang hatte der Gitarrist, Sänger und Songwriter 20 Songs präsentiert, Klassiker ebenso wie Lieder seines im vergangenen Jahr erschienen 43. Albums «Love and Theft». Dabei hatte das Konzert nur mäßig begonnen und längst nicht so viele Fans angelockt, wie Platz gefunden hätten. Als dann die Lichter ausgingen und die Scheinwerfer den Musiker und seine Tour-Band in Szene setzten, fielen die leer gebliebenen Plätze in der bei weitem nicht ausverkauften Alsterdorfer Sporthalle kaum noch auf.

Dennoch kamen weder Dylan noch die Fans gleich in Schwung. Zwar erntete der schwarz gekleidete Musiker mit Cowboyhut und Gitarre auch für seine ersten Titel wie die Klassiker «The Times They Are A-Changin'» und «Desolation Row» Beifall - vor allem, wenn er zur Mundharmonika griff. Bei Laune und Stimme schien er aber zunächst nicht.

Doch spätestens nach einer halben Stunde kam Dylan in Fahrt; der Funke sprang auf die Hamburger über. Der Musiker, der seit nunmehr rund 40 Jahren auf der Bühne steht, wurde lauter, rockiger und stimmgewaltiger. Als später dann «A Hard Rain's A-Gonna Fall» durch die Boxen dröhnte, hatten Dylan und seine bestens eingespielten Tour-Begleiter, die ihn schon bei seinem Album «Love and Theft» unterstützt hatten, die Fans restlos überzeugt. «Bravo»-Rufe hallten aus dem Publikum, Forderungen nach «mehr Rock'n'Roll».

Der Musiker, der auch diesmal mit einer spartanischen Bühnenshow auskam, hatte die Zuschauer mit seinem Genre-Mix an diesem Abend überzeugt: vom Blues über Country bis hin zu harten Rock-Klängen. Zwar verstanden selbst eingefleischte Fans, die mit ihrem Idol in die Jahre gekommen sind, so manche Songzeile des gefeierten Poeten nicht. Das tat der aufgeheizten Stimmung in der Halle jedoch keinen Abbruch. Nach 15 Songs war die Show noch lange nicht beendet. Die Zuschauer blieben hartnäckig und verlangten immer mehr.

Der als Robert Allen Zimmermann in New York geborene Musiker verbeugte sich vor den Hamburgern mit fünf Zugaben. Ein krönender Abschluss Dylans, der mit seiner «Never Ending Tour» seit Ende der 80er Jahre unentwegt auf Reisen ist. Denn, wer sich vorher mit dem Erkennen der Songs schwer getan hatte, konnte zumindest hier lauthals einstimmen: Mit «Like A Rolling Stone» und «Blowing In The Wind» verabschiedete sich Dylan von den Hamburgern um seine unendliche Tour fortzusetzen.

Weitere Stationen in Deutschland: Berlin (11.4.), Leipzig (12.4.), Hannover (13.4.), Frankfurt/Main (15.4.), Stuttgart (16.4.), München (17.4.) und Nürnberg (24.4.).



19. April 2002